European Chessminton Meisterschaft

Chessminton, die noch junge Kombinationssportart aus Schach und Badminton, ermittelte am 25.Juli 2025 ihre Europameister im Jugendbereich. Waghäusel war nach der Deutschen Chessmintonmeisterschaft erneut Ausrichter.

Bei der Sportart wird ohne Pause Blitzschach und Badminton miteinander kombiniert. Um die Sportarten vergleichen zu können, wird jeweils auf 11 Punkte gespielt. Gespielt wird zunächst Blitzschach. Jeder Spieler hat 5 Minuten Bedenkzeit. Dann zwei Sätze Badminton auf 11 Punkte und danach erneut 5 Minuten Blitzschach. Sieger ist, wer das beste Punkteergebnis hat. Nach jeder Runde hat der Spieler nur 60 Sekunden, um vom Schach zum Badminton und umgekehrt zu wechseln. Sollte der Sieger bereits nach drei Runden feststehen, wird die letzte Schachpartie nicht mehr gespielt.
Ausgetragen wurde die Meisterschaft in Waghäusel und knapp 100 Spieler aus sechs Nationen waren am Start. Gesucht wurden die Meister im Einzel, Doppel und Mixed in den Altersklassen U13 bis U19. Bei den Jungen U19 war Jannis Saha am Start, er trat für die Badminton Sportfreunde Neusatz- Bad Herrenalb und die Schachfreunde Bad Herrenalb an. Gespielt wurde zunächst in Gruppen und dann im Ko-System. Blitzschach, eine eigene Disziplin im Weltschach, erfordert spezielles Können. Es zeigte sich, dass die „normalen“ Schachspieler gegen die Spezialisten aus den Schachvereinen kaum mithalten konnten.
Überragender Schachspieler war Lysander Miller von der OSG Baden- Baden. Er gewann alle seine Spiele in der Vorrunde im Schach 11: 0 und brauchte dafür maximal 30 Sekunden Bedenkzeit. Eine überragende Leistung. Er unterstrich damit seine 2000 Elo Punkte im Blitzschach der Fide Rangliste. Ein Wert, den kaum ein Jugendlicher in Deutschland aufweist. Aber im Badminton war Lysander seinen Gegnern weit unterlegen und konnte nicht mithalten. Aber durch seine Überlegenheit im Schach reichte ihm jeweils ein Badmintonpunkt aus zwei Spielen, um als Sieger eine Runde weiterzukommen. Er wurde seiner Favoritenrolle gerecht und zog unangefochten in die Runde der letzten Acht.
Der beste Badmintonspieler bei den Jungen U19 war Jannis Saha. Er hatte schwer zu kämpfen, um die verlorenen Punkte im Schach beim Badminton aufzuholen. Dort führt jeder Fehler sofort zum Punktgewinn beim Gegner. Ein Ball im Netz, knapp ausgeschlagen oder ein Netzroller vom Gegner, die Möglichkeiten ein oder zwei Punkte abzugeben sind vielfältig. Aber auch Jannis Saha schaffte es als Gruppenzweiter in die Ko-Runde einzuziehen. Lysander und er gewannen ihre nächsten Spiele und trafen im Halbfinale aufeinander. Sehr schnell setzte Lysander im Schach Jannis unter Druck. Genau nach 30 Sekunden setzte er Jannis Schachmatt. Der hatte inzwischen über 2 Minuten Bedenkzeit verbraucht und verlor die Partie mit 11:0. Schnell ging es zum Badminton. Die Ausgangslage war klar, nur zwei Siege mit 11:0 konnten noch den Einzug in das Finale bringen. Denn bei einem Unentschieden, 22:22 nach vier Spielen, geht der Sieg an den Badmintonspieler. Ein Bonus dafür, dass ein Flüchtigkeitsfehler beim Schach keinen Punkt für den Gegner zur Folge hat. Deshalb Spannung bis zum letzten Ballwechsel. Jannis versuchte mit kurzen, schnellen Ballwechsel zu Punkten und tatsächlich unterlief ihm kein Fehler. Hochkonzentriert gewann er mit 11:0 und 11:0. Damit wurde die letzte Partie im Schach nicht mehr ausgetragen. Im Finale wurden die Karten neu gemischt. Erik Gebhardt, er spielt in Remagen Badminton und in Hermeskeil Schach, hat sich schon seit einiger Zeit auf Chessminton spezialisiert. In spannenden Spielen hatte er sich das Finale erkämpft. Hier war er leicht favorisiert, da er etwas stärker als Jannis im Schach eingeschätzt wurde und auch im Badminton zu den Besten in Rheinland - Pfalz gehört. Aber im Badminton schien Jannis Vorteile zu haben. Jannis hielt die erste Runde beim Schach offen, aber Erik ging mit 4 Punkten Vorsprung zum Badminton. Jannis spielte erneut sehr konzentriert, führte schnell 7:1. Aber Erik kam immer besser ins Spiel. Jannis gewann 11:9 und hatte nur 2 Punkte aufgeholt. Auch im zweiten Spiel lag Jannis immer vorn, gewann 11:7 und führte nun mit 2 Punkten. Die Ausgangslage war klar. Die Europameisterschaft war nur noch 5 Punkte im Schach entfernt. Das wusste auch Erik und der begann sofort Druck zu entwickeln. Aber diesen konnte Jannis abwehren und hielt konzentriert dagegen. Noch war bei jedem 1 Minute auf der Uhr und die Meisterschaft noch 60 Sekunden für Jannis entfernt. Aber in der Hektik dieser 60 Sekunden unterlief Jannis ein Fehler. Wegen eines irregulären Zuges bekam er eine 60 Sekunden Zeitstrafe. Das kostete ihn zwei Punkte und die Meisterschaft. Der glückliche und verdiente Sieger und erste Europameister bei der Jugend U19 hieß Erik Gebhardt. Aber auch Jannis hatte nicht verloren sondern sich in einem spannenden Finale den Titel eines Vize - Europameisters erkämpft. Den dritten Platz holte sich Lysander Miller mit einem Sieg im kleinen Finale.

Mit einem zweiten Platz im Einzel und einem fünften Platz im Doppel, an der Seite von Benjamin Lang aus Ulm, waren die Europameisterschaften für Jannis sehr erfolgreich und ein großes Erlebnis.

Nach der späten Siegerehrung war das Fazit: Chessminton ist eine spannende Kombinationssportart. Sicherlich werden im Laufe der Zeit die noch starken Unterschiede zwischen den besten Schach- und Badmintonspielern immer mehr verwischen und siegen kann nur, wer Schach und Badmintonspielen gleichermaßen beherrscht. Das unterstrichen die Ergebnisse der ersten Europameisterschaft.